Vor noch nicht allzu langer Zeit. Da kamen nach einem Shooting diese Bögen rein. Mit den Kontaktabzügen. Der Fotograf hat dann schon mal gelbe Punkte auf die Bilder geklebt, die er für gut befand. Das konnte die Art-Abteilung natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Und klebte rote Punkte auf diese kleinen Kontaktabzüge. Von den Bildern konnte man fast nichts erkennen. Darum nahm man eine Lupe zu Hilfe. So saßen sie da, die Art-Menschen, gebeugt über die Bögen und stöhnten vor sich hin. Von der letztendlichen Auswahl wurden dann richtige Abzüge gemacht. Und aus denen wurde wiederum eine Auswahl getroffen, und die bekam der Kunde zu sehen. Hunderte Filme hat er bezahlt, aber nur drei Bilder zu Gesicht bekommen. So war das vor nicht allzu langer Zeit. Heute ist das alles anders. Nicht besser. Nur wie vieles: mehr und schneller. Der Kunde bekommt Hunderte Bilder, die Art-Abteilung Tausende. Digital ist keine Frage mehr, sondern die Antwort. Ob es in der Sache besser wird, ja. Denn Bilder finden jetzt viel mehr Verwendung. Früher waren Bilder, vor allem gute Bilder, der Champions League vorbehalten. Dem ist heute nicht mehr so. Die digitale Welt hat mehr Bilder, viel mehr Bilder. Ich finde das gut. Denn der kreative Horizont wird dadurch viel weiter. Früher waren Filme kostbar. Jedes Foto hatte seinen eigenen technischen Wert. Heute ist mehr Raum und Zeit für den Fotografen da. Denn die technischen Kosten fallen weg. Und er kann mehr von dem machen, was sein eigentliches Interessen sein sollte: tolle Bilder.
foto: peter von felbert