Freitag, 20. April 2007
BIS. Bilfinger Berger Industrial Services. Denn einer muss es tun.
Die Bilder der Arbeit sind aus unserer Umwelt und den Medien so gut wie verschwunden. Also, der richtigen Arbeit. Die Bilder der Neuzeit bestehen nicht aus Arbeit, sondern aus cleveren Menschen. Die es irgendwie schaffen, ohne viel Aufwand sehr viel Profit aus ihrer Cleverness zu schlagen. Meist nur mit Hilfe des Telefons oder eines Computers.
Aber damit unsere geliebte Industriewelt so reibunglos funktioniert, wie es alle für normal halten, dafür gibt es sie noch. Die echten Arbeiter. Sie legen eigenhändig Eisenteile behutsam auf die Seite, wie andere Kugelschreiber. Nur mit dem Unterschied, dass diese soviel wiegen wie 3 Kisten Bier. Sie scheinen wie übrig geblieben aus einer anderen Zeit. Diese Menschen, die hinlangen, zupacken, heben, greifen und machen. Mit ihren Körpern. Die Luft einatmen, die so gar nicht nach Büro, 24. Etage, duftet. Die Konfektionsgrößen haben, die allein schon den Unterschied machen, zwischen diesen beiden Welten. Hier sind Männer am Werke. Nicht so etwas ähnliches.
Wer hier Fehler macht, der zahlt einen hohen Preis. Den seiner Gesundheit. Wer hier nicht mitdenkt und mitmacht, dessen Gesicht muss man sich erst gar nicht merken. Hier verlässt man sich aufeinander, weil man sich verlassen muss, um nicht selbst verlassen zu sein. In der modernen Welt, für die diese Menschen wichtige Räder drehen, bringt man hier nicht viel Verständnis auf. Warum auch. Was hier die Exsitenz und Gemeinschaft sichert, ist, immer und immer wieder einen guten Job zu machen.
Alles andere ist hier sekundär. Hier hängen die Kalender an den Wänden, von denen sich viele fragen, wer hängt denn so was auf. Hier gibt es nur den einen Weg: den direkten. Für alles andere hat man keinen Kopf, keine Zeit und – was man wichtigsten ist – keine Lust. Wir alle wissen nicht, wie viel diese Männer dazu beitragen, dass unser System so läuft, wie es läuft. Im Laufe des Jobs, den wir für die BIS machen durften, haben wir kapiert, was hier alles läuft, damit bei uns alles läuft.
Und vor allem, wie gut es läuft. Aber bei dem Gang durch die Hallen habe ich mir immer die selbe Frage gestellt, wie kannst du diese Leistungsfähigkeit mit Hilfe von Werbung anderen glaubwürdig klar machen? Und zwar so klar, dass diese darauf zurück greifen. Ich habe keine Antwort gefunden. Weil in diese Welt keiner wirklich blicken will, sondern jeder nur den Nutzen daraus ziehen will. Wer will schon Müllmänner kennenlernen oder die Menschen in Müllverbrennungsanlagen, in Zementwerken, in Asphaltwerken im Straßenbau. Wer will schon gern den Männern begegnen, die dafür sorgen, dass wir unser Leben so leben können, wie wir es tun. Wir wollen das doch gar nicht sehen oder wissen. Wir wollen nur sicherstellen, dass es auch alles funktioniert.
Diese Frage hat mich traurig gemacht. Denn die Antwort ist so erschütternd. Somit habe wir uns entschlossen, das Fenster zu öffnen für diese Art von Arbeit und für diese Männer. Die dafür sorgen, dass unsere Energie aus der Dose kommt, dass unser Gesundheitswesen auf Arzneimittel zurück greifen kann, kurz gesagt, dass die Industrie ihren Job machen kann. Die Instandhaltung der Großindustrie ist ein logistisches Meisterwerk und eine physische Meisterleistung. Hier wird dafür Sorge getragen und gewährleistet, dass alles im Fluss bleibt. Die Dimensionen, die hier bewältig werden, sind so unvorstellbar groß, dass ich nicht mal den Versuch unternehme, diese zu verdeutlichen.
Wir wünschen uns, dass viele durch das Fenster schauen und Respekt zollen. Das haben diese Männer verdient.
Bilder: Peter von Felbert