Mittwoch, 13. August 2008
Begegnung mit Franz Joseph van der Grinten
Es passierte am 2. August, im Zuge des Sommerfestes „Bernali 2008“ in unserem Garten. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber es muss so gegen 18.30 Uhr gewesen sein, als sich ein besonderer Besuch ankündigte. Dem ich so lange keinen Glauben schenken konnte, bis dieser leibhaftig vor mir stand: Franz Joseph van der Grinten.
Wer nicht weiß, wer das ist, der kann bei Wiki nachschlagen. So weiter geht’s.
Mein Respekt, meine Verehrung und meine Bewunderung für Joseph Beuys ist sehr groß. Und wer sich mit Beuys auseinandersetzt, der trifft unweigerlich auf den Namen van der Grinten. Somit steht da in meinem Garten unter anderem einer der renommiertesten Kunstsammler und Zeichner, Druckgraphiker, Maler, Autor, Lehrer und Museumsleiter. Der einen unermesslichen Schatz im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat. Ein Mensch mit einem echten Lebenswerk. Großartig. Kein Mensch von Macht. Kein Mensch von großer Bekanntheit. Ein Mensch, der durch und durch aus Kultur besteht.
Da steht aber auch ein wunderbarer Zuhörer und Erzähler vor mir. Ein Mensch ohne Ungeduld. Im Umgang mit solchen Menschen bin ich völlig ungeübt. Und ich versuche meiner Zuneigung und völlig überdimensionierten Aufmerksamkeit Herr zu werden. Quatsch ihn bloß nicht voll. Langweile ihn nur nicht mit deinen paar Exponaten. Übergehe die Menschen nicht so, die mit ihm erschienen sind.
Aber dann verläuft alles völlig anders als erwartet. Wir schlendern durch den Garten, versorgt mit einem guten Glas Weißwein. Und ich werde das Gefühl plötzlich nicht mehr los, dass wir uns schon lange kennen. Irgendwann viele Stunden später, zu nächtlich fortgeschrittener Stunde, bricht er auf, um den Heimweg anzutreten. Stunden saß er da, plauderte mit verschiedenen Menschen, genoss die Speisen und den Weißwein, atmete die Atmosphäre, die Stimmung dieser warmen Sommernacht.
Und dann war er weg. Und mir fiel auf, dass ich auf der einen Seite gerne sehr viel mehr Zeit mit ihm verbracht hätte, ich aber auf der anderen Seite auch ein wenig stolz auf mich war, dass ich eben nicht so aufdringlich auf alle meine Fragen, Antworten erbeten habe. Bei einem solchen großen Fest kann man sich unmöglich nur um einen Gast kümmern, ohne den Unmut aller auf sich zu ziehen. Man ist auf einem solchen Fest für alle gleichermaßen nicht da. Er war da und er war für diese Stunden ein Teil meines Lebens. Allein das war wunderbar. Unsere Wege haben sich gekreuzt.
Er hat meine Familie kennen gelernt. Meinen Gingko bestaunt. Meinen Garten bewundert. Er hat auch gespürt, wie viel schöne und positive Energie sich an diesem Ort entfaltet. Also, er hat es wenigstens behauptet. Möglich gemacht hat das mal wieder Peter von Felbert, einer seiner Schüler von damals. Und machbar seine Tochter Daphne, die mit Ihrem Mann Daniel da war.
Ein Mensch, der sich zeitlebens mit Dingen beschäftigt hat, die ich so sehr bewundere. Er hätte gerne noch den Film „Fahrraddiebe“ gesehen, aber es wurde dann doch zu spät. In dem Alter weiß und spürt man eben sehr genau, wie sehr man den Schlaf braucht. So saß er da und immer wenn ich mal wieder vorbei kam, sagte mir eine nette Stimme in meinem Kopf: Da sitzt Franz Joseph van der Grinten in deinem Garten, da sitzt Franz Joseph van der Grinten in deinem Garten....
Anmerkung: Kein anderer Gast war mir nur eine Spur weniger Wert, aber er hatte für mich persönlich eben einen besonderen Wert, Stellenwert. Was soll man da machen? Ich habe es genossen.
Foto: Peter von Felbert