Montag, 3. September 2007
Nikotin
Seit Anfang dieses Monats hat eine mittlere Revolution stattgefunden. Rauchverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln und Bundesbehörden. Dazu gehören Bahnhöfe, Flughäfen, Ämter, aber auch Taxis, Fähren und Schiffe. Die Gaststätten kommen bundesweit erst ab 1. Januar dran. Bisher gibt es ein totales Rauchverbot lediglich in Baden-Württemberg und Niedersachsen.
Das ist zunächst einmal so wie es ist.
Was mir auffällt, ist etwas anderes. Etwas wie ich finde sehr bemerkenswertes. Der Bewusstseinswandel nämlich. Von Tucholsky stammt folgendes Bon mont, wenn ich mich richtig erinnere: „Dummheit frisst. Intelligenz säuft.“
Heute möchte ich noch anfügen: „Prekariat raucht.“
War das Rauchen vor nur 100 Jahren noch das Statussymbol der Oberschicht und bis vor 20- 30 Jahren noch der unverzichtbare Ausdruck von Rebellentum, man denke nur an die ungezählten Kinofilme, in denen der Held nur heldig war, wenn er eine Zigarette im Mundwinkel trug, so ist die Zigarette heute zunehmend das Zeichen der Arbeiterklasse, Untergebenen und Unterschicht.
Würde heute der Held im Film seinem im Sterben liegenden Adjutanten noch eine letzte Zigarette zwischen die Lippen schieben, würde er wegen Folter angeklagt. Die Angestellten, die sich in hastigen Rauchpausen vor der Tür drängeln, deren Karrieren haben sich bereits für alle sichtbar im Dunst aufgelöst. Ein Manager, der seine Sucht öffentlich nicht im Griff hat? Undenkbar. Eltern, die ihre Kinder voll qualmen? Der Prominente in der Talkshow, der sich eine Zigarre anzündet? Der Gast im Gourmettempel, der sich ein Pfeifchen genehmigen möchte? Nicht mehr vorstellbar.
Besonders gut finde ich die Regelung, dass an Jugendliche erst ab 18 Jahren Tabakprodukte verkauft werden dürfen. Hat doch die Tabakwerbung seit Jahren gerade auf Kinder und Jugendliche großen Einfluss genommen, von dem böse Zungen behaupten, dass eben Nachwuchskonsumenten gebraucht werden, wenn zu viele Kunden sterben oder aufhören.
Bevor jetzt alle Raucher wieder alle tausendfach gehörten Rauchermärchen absondern. Bis sich das wirklich auswirkt dieses Rauchverbot, wird es dauern. Denn das Verbot wird ja nicht kontrolliert. Wenn man sich über einen Raucher auf öffentlichem Bahnsteig beschweren würde, bekäme man unter dem Applaus der gesamten, anwesenden Unterschicht eine Tracht Prügel verpasst. Wer Roth Händle raucht, frisst auch kleine Kinder.
Raucher sind humorlos, intolerant und bewaffnet. Also Vorsicht. Und sie sind nicht zurechnungsfähig. Ihre Sucht lässt sie zu unkontrollierbaren Monstern mutieren. Nach 20 Minuten ohne Zigarette bekommt jeder Raucher von unserer toleranten Jurisprudenz für Lynchjustiz auf offener Strasse mildernde Umstände.
Deshalb empfehle ich, niemals Bahn zu fahren sondern nur Rolls Royce. Nicht Angestellter zu sein, sondern Boss. Nicht in ein Restaurant gehen, sondern in einen Privatclub. Überall dort darf man rauchen, wie man möchte. Allerdings - sollte man das wirklich erreichen, ist man sowieso Nichtraucher.
Das ist zunächst einmal so wie es ist.
Was mir auffällt, ist etwas anderes. Etwas wie ich finde sehr bemerkenswertes. Der Bewusstseinswandel nämlich. Von Tucholsky stammt folgendes Bon mont, wenn ich mich richtig erinnere: „Dummheit frisst. Intelligenz säuft.“
Heute möchte ich noch anfügen: „Prekariat raucht.“
War das Rauchen vor nur 100 Jahren noch das Statussymbol der Oberschicht und bis vor 20- 30 Jahren noch der unverzichtbare Ausdruck von Rebellentum, man denke nur an die ungezählten Kinofilme, in denen der Held nur heldig war, wenn er eine Zigarette im Mundwinkel trug, so ist die Zigarette heute zunehmend das Zeichen der Arbeiterklasse, Untergebenen und Unterschicht.
Würde heute der Held im Film seinem im Sterben liegenden Adjutanten noch eine letzte Zigarette zwischen die Lippen schieben, würde er wegen Folter angeklagt. Die Angestellten, die sich in hastigen Rauchpausen vor der Tür drängeln, deren Karrieren haben sich bereits für alle sichtbar im Dunst aufgelöst. Ein Manager, der seine Sucht öffentlich nicht im Griff hat? Undenkbar. Eltern, die ihre Kinder voll qualmen? Der Prominente in der Talkshow, der sich eine Zigarre anzündet? Der Gast im Gourmettempel, der sich ein Pfeifchen genehmigen möchte? Nicht mehr vorstellbar.
Besonders gut finde ich die Regelung, dass an Jugendliche erst ab 18 Jahren Tabakprodukte verkauft werden dürfen. Hat doch die Tabakwerbung seit Jahren gerade auf Kinder und Jugendliche großen Einfluss genommen, von dem böse Zungen behaupten, dass eben Nachwuchskonsumenten gebraucht werden, wenn zu viele Kunden sterben oder aufhören.
Bevor jetzt alle Raucher wieder alle tausendfach gehörten Rauchermärchen absondern. Bis sich das wirklich auswirkt dieses Rauchverbot, wird es dauern. Denn das Verbot wird ja nicht kontrolliert. Wenn man sich über einen Raucher auf öffentlichem Bahnsteig beschweren würde, bekäme man unter dem Applaus der gesamten, anwesenden Unterschicht eine Tracht Prügel verpasst. Wer Roth Händle raucht, frisst auch kleine Kinder.
Raucher sind humorlos, intolerant und bewaffnet. Also Vorsicht. Und sie sind nicht zurechnungsfähig. Ihre Sucht lässt sie zu unkontrollierbaren Monstern mutieren. Nach 20 Minuten ohne Zigarette bekommt jeder Raucher von unserer toleranten Jurisprudenz für Lynchjustiz auf offener Strasse mildernde Umstände.
Deshalb empfehle ich, niemals Bahn zu fahren sondern nur Rolls Royce. Nicht Angestellter zu sein, sondern Boss. Nicht in ein Restaurant gehen, sondern in einen Privatclub. Überall dort darf man rauchen, wie man möchte. Allerdings - sollte man das wirklich erreichen, ist man sowieso Nichtraucher.
Geschrieben von Kai Falkenberg
in Paradigmenwechsel
um
07:52
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Tags für diesen Artikel: justiz, nikotin, oberschicht, Paradigmenwechsel, prekariat, rauchen, rauchverbot, tabakindustrie., tabakwerbung, toleranz, unterschicht
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Ich bin nur froh, dass mir das jetzt egal ist und entgegen kommt, anders herum fände ich das nicht so toll. Früher als ich einen hellblauen 1200 Käfer hatte, fande ich die Raser auch bekloppt. Heute sehe ich das völlig anders, diese Golf 2 Typen auf der Autobahn, mit 110 Links sind mir ein Greul.
So änderen sich die Zeiten und die Sichtweisen.