Donnerstag, 17. März 2011
Japan der 70er. Gesehen durch die Linse meines Vaters.
Mein Vater hatte immer seine Spiegelreflex dabei auf seinen Geschäftsreisen. Sagen wir mal so: Ab dem Zeitpunkt, da er eine sein Eigen nennen konnte. Damals war Arbeitszeit noch nicht so lückenlos überfüllt. So blieb ihm genügend Zeit, seine Eindrücke auf Film festzuhalten. Von jeder Reise kamen neue hinzu. Die dann in seiner Dunkelkammer zum Leben erweckt wurden. Viele Stunden stand ich neben ihm und habe Bilder gewaschen, gewendet oder sanft gebadet. Um bei der Geburt dabei zu sein. Dies ist somit eine Sammlung aus vielen Japanreisen in den 70ern. Es war schön für uns Kinder, dass er diese Bilder mitbrachte. Denn so konnten wir nicht nur in Gedanken mit auf seine Reisen ans andere Ende der Welt gehen, sondern wir hatten auch eine bildliche Vorstellung davon. Zu jedem dieser Bilder hatte er natürlich eine ausführliche und immer interessante Geschichte zu erzählen. Japan war so wunderbar, ganz und gar anders. Er kehrte für uns immer wie aus einer anderen Welt zurück. Von einem anderen Planeten. Mit unglaublichen Geschichten im Gepäck.
(Fotos: Thomas Hintze, Motive: Japan, Tokio der 70er (eventuell auch Anfang 80er))
Samstag, 14. November 2009
Samstagsgedanken: Sonnenschirm
Ein Haiku ist einen japanische Gedichtform, die in ihrer traditionellen Richtung aus drei Zeilen oder Wortgruppen mit jeweils fünf, sieben und fünf Silben besteht. Das Thema des Haiku ist es, ein subjektiv empfundes Naturerleben im Augenblick fest zu halten.
Mein Vater schrieb dieses Haiku vor Jahren. Unabhängig davon schoss ich dieses Bild - ohne das Haiku zu kennen. Jetzt kommen beide zusammen.
"Dieser Sonnenschirm.
Stiehlt sich aus des Himmels Blau
einen roten Fleck."
Helmut Falkenberg
Dienstag, 11. November 2008
Olmützer Quargel
Lange nicht mehr so gelacht. Ich war ein Wochenende in Prag, der goldenen Stadt. Da man in einer Stadt nicht am Strand liegen kann, bin ich wie jeder Tourist alle Varianten der Straßenbegehung auf und ab. Ohne dass mir der Fehler unterläuft, eine Straße aus Versehen 2x zu begehen. Es ist mir so gut wie fast gelungen. Solche Kulturgroßstädte kann man nur mit ordentlichen Laufschuhen aufsuchen, sonst ist man ausgeliefert.
Aber schön. Eine wunderschöne Stadt mit ca. 54.787 Läden die voller Mitbringsel derselben Art sind. Und seltsam, es gibt ca. auch 2.557 Pizzerias. Und 50% der restlichen Geschäfte sehen und heißen genauso wie bei uns.
Aber es gibt sie noch. Die unglaublichen Begegnungen, die einem für immer ins Gedächtnis gebrannt werden. Bei denen man dann doch merkt, dass man den gewohnten und eigenen Lebensraum verlassen hat, dass man an einem anderen Ort angekommen ist, dessen Lebensgeschichten und Lebenswege so anders sind. Das sind die Momente, in denen man einer anderen Kultur begegnet, in denen man etwas völlig Fremdes kennenlernt. Das sind die Souvenirs, die es sich lohnt im Gedächtnis mitzunehmen. Und die liegen in keiner Auslage dieser Läden, sondern diese Begegnungen muss man suchen, herausfordern. Und man muss da durch.
Meine hieß Olmützer Quargel. Und ich hatte keinen blassen Schimmer, was das ist oder bedeutet. Trotzdem habe ich es bestellt. Weil ich mir so dachte, dass die Population dieser Menschen hier ja nicht vom Aussterben bedroht ist und somit muss dies ein Teil der Nahrungskette sein. Welcher? Das wusste ich natürlich nicht. Aber ich habe es getan.
Und somit werde ich den Olmützer Quargel mein Leben nicht mehr vergessen.
Donnerstag, 24. April 2008
Ein Stück vom Bach (Hansgeschichten)
Hans stand im Bach und überlegte, ob er was riskieren sollte. Nur wenige Meter, dann hätte er die alte Steinbrücke erreicht. Drunter hergehen oder doch besser außen herum? Er spürte wie das Wasser kühl um seine Waden strich. Es war trüb und hatte die Farbe des Kaffees, wie sein Vater ihn mit reichlich Milch zum Frühstück trank. An normalen Tagen hatte der Bach immer nach feuchter Erde gerochen. Jetzt war es ihm, als ob es vor ihm aus dem Maul eines großen schwarzen Hundes roch.
Hans war bis hierher durch den ganzen Bach gewatet. Er war wie jedes Mal an jener Stelle die steile Böschung hinab gestiegen, wo das Wasser flach über ein Bett aus schwarzen und weißen Kieselsteinen kroch, und wo er am liebsten lange Zeit in der Sonne saß, weil er dem Plätschern des Baches lauschen konnte, das hier das Lauteste war – wenn man das Rauschen der hohen Pappeln und Schwarzerlen erstmal ausgeblendet hatte. Das Bachplätschern klang wie ganz sanftes Klavierspielen, ganz zart, ganz hell, ganz fein. Er stellte sich vor, was für feine Hände der Spieler haben musste, wenn er so zart spielen konnte. Er musste die Musik sehr lieben, so zart war sein Spiel. Immer, wenn Hans die Musik hörte, war es ihm, als würde er träumen. Er hatte die Augen geschlossen und die Musik war da. Sie floss durch seinen Kopf. Er öffnete die Augen und die Musik war immer noch da. Seit damals war es immer diese Musik, die er auch anderswo zu finden suchte.
Als er die Stelle mit den weißen und schwarzen Kieselsteinen hinter sich gelassen hatte, sah er das alte Telegrafenhaus. Es war aus roten Ziegeln gebaut. Es war eine Art Turm, in dem man sich gewiss prima hätte einrichten können. Der Turm war so hoch wie zwei Männer und er musste den Kopf ganz in den Nacken legen, wie er unten im Bach stehend nach oben sah. Der Turm lag im Schatten der alten Pappeln, Weiden und Erlen, die hier am Bach Spalier standen. Die Pappeln und Erlen waren so hoch, dass sie bis in den Himmel wuchsen und herrlich rauschten, wenn der Wind in ihre Kronen fuhr. Weiter oben kam ein Stück ohne Pappeln und Erlen. Hier standen die alten Kopfweiden, die hohl waren und sich zum Klettern anboten. Das letzte Stück hinter der Steinbrücke war wieder mit Pappeln und Erlen bestückt; und dann kam auch bald das Dorf und der Bach verschwand zwischen den Häusern, die alle Gärten hatten, die bis an den Bach heran reichten.
Der Turm hatte eine Tür aus Eisen. Auf der Tür aus graulackiertem Eisen warnte ein gelbes Schild mit schwarzem Blitz vor der tödlichen Gefahr. Auf dem Turm saß ein steiles Satteldach mit schwarzen Dachpfannen. Von den beiden Giebelseiten führten schwarze, fingerdicke Drähte weg. Da, wo sie vom Haus wegführten, waren faustgroße weiße Kugeln. Wenn einer der schwarzen Drähte reißen und in den Bach fallen würde, dann wäre er sofort tot, dachte er jedes Mal. Er würde mit dem Bach ins Meer treiben und seine Mutter würde um ihn weinen.
Das Wasser des Baches floss träge und es war leicht gewesen mit der Strömung zu waten. Der Bach war nirgends mehr als einen halben Meter tief. Mal umspülte er die Knöchel, wie an der Stelle mit den Kieseln, weiter oben wurde das Bachbett schmaler und der Grund schlammig. Hier reichte das Wasser bis über die Knie. Er ging dann auch langsam, weil sich die Füße im Schlamm festsogen und der Grund nicht mehr sichtbar war. Vor ihm war das Wasser graubraun wie Putzwasser, hinter ihm wirbelten braune Schlammwolken auf. So sah es aus, wo der Orinoko in den Amazonas floss. An beiden Seiten des Baches waren Wiesen. Das Gras wuchs in langen Büscheln über die Böschung in das Wasser hinein und die Strömung kämmte die Grashalme immer in die gleiche Richtung. Auf der Wasseroberfläche liefen kleine grünlich schimmernde Käfer. Mit der Strömung trieb manchmal ein Ast auf einen zu, trieben Blätter vorbei und manchmal schwamm auch eine Bierflasche heran. Es konnte passieren, dass man in eine Scherbe trat. Hans war das nur einmal passiert, es hatte geblutet und es war eine Narbe geblieben. Das Dümmste aber war, dass man bei einer Verletzung warten musste, bis sie zugeheilt war. Es konnte ein oder zwei Wochen dauern, bis man wieder in den Bach steigen durfte.
Da er seine Füße nicht sehen konnte, wenn er durch den Bach watete, war es ein komisches Gefühl, wenn etwas um seine Beine strich. Es konnte alles sein. Wenn es etwas Hartes war, dachte er an einen Schuh. Wenn es etwas Weiches war, dachte er an eine Graswurzel. Jedenfalls, wenn er sich zureden wollte. Er konnte sich aber auch etwas anderes vorstellen. Zum Beispiel ein Tier, eine Schlange oder eine Ratte, obwohl es hier keine Schlangen gab. Dann machte er drei, vier entschlossene Schritte nach vorn, dass das Wasser vor seinen Beinen anschwoll und ihm bis auf seine kurzen Hosen spritzte. Hans hatte hier noch nie eine Ratte gesehen, aber er war sicher, dass es sie gäbe, weil die Leute es erzählten. Riesen Viecher, so groß wie Katzen. Neulich habe der Bauer wieder eine mit dem Spaten erschlagen, hatte sein Vater ihm erzählt; bei der Steinbrücke war’s. Alles, von dem ein starker Geruch ausging, würde sie anlocken und Blut, da wären sie besonders toll. Hans wusste, wenn ihm eine begegnen würde, nähme er einen starken Ast und würde sie totschlagen. Er würde es ihnen schon zeigen, wer der Herr war am Bach.
Das Bachbett war nirgends besonders breit. Nur nach einem Regen, wenn der Bach mehr Wasser führte. An jeder Stelle konnte man drüberspringen. Das machten die Jungs, weil es eine Mutprobe war. Es gab nur eine Stelle, die man unmöglich überspringen konnte. Das war die Stelle, wo das Kiesbett war. Hier hätte es einfach an Anlauf gefehlt, weil die Böschung steil abfallend war. Anderswo war es kein Problem; auch für Hans nicht, obwohl er körperlich zu den Kleinsten zählte. Nein, es war überall zu schaffen, außer bei Hochwasser, wenn es tagelang geregnet hatte. Dann stieg der Bach um bis zu einen Meter an und machte sich breit in seinem Bett. An normalen Tagen reichte ein guter Anlauf und man war drüben, mit einem Satz. Ein schlechter Anlauf kostete wertvolle Zentimeter und man landete im Bach. Manchmal nur mit einem Bein, manchmal ganz. Dann zog man zuhause trockene Sachen an und probierte es sofort erneut. Wenn man es nicht sofort wieder anging, ging man es vielleicht nie mehr an.
Im Bach lebten Stichlinge, die man fangen konnte. Das silbrige Fischchen war nicht größer, als der kleine Finger und auf dem Rücken hatte es drei Stacheln, weshalb die Leute hier am Bach dazu Stachelditzchen sagten. Die Art zu fischen war einfach. Man brauchte entweder ein altes Küchensieb oder man konstruierte einen Köcher aus einem Damenstrumpf, dessen Öffnung man um einen rundgebogenen, starken Draht spannte. Stachelditzchen waren überall im Bach. Man fing sie am besten an seichten Stellen; dort, wo das Wasser nicht so trüb war und die Fischchen in ihrer Bewegung eingeschränkt waren. Der beste Platz war, wo die schwarzen und weißen Kiesel lagen. Er baute eine Art Becken aus den größeren Kieseln. Eine Wanne im Bach, in die er seinen Fang mit dem Sieb oder dem Köcher treiben und aus der er Fisch für Fisch herausschöpfen konnte. Am Ufer hatte er ein großes Glas mit Wasser vorbereitet, in dem er die gefangenen Fischchen aufbewahrte. Das Wasser war aus dem Bach und in dem Glas sah es viel klarer aus. Er konnte ganz hindurchsehen und betrachtete die Fischchen und kleine Teile, die im Wasser schwebten. Er zählte die Fischchen und er war zufrieden, wenn er viele gefangen hatte. Sein Rekord stand bei sechsunddreißig an einem Nachmittag. Er war sich nicht bewusst, wann genau der Nachmittag anfing und wann er endete, aber er war lange genug, um reichlich Beute zu machen. So lang, wie zu der Zeit an dem Bach, war ihm nie mehr wieder ein Nachmittag vorgekommen.
Inzwischen war er schon ein gutes Stück gewatet und er musste bald die Steinbrücke sehen. Bis dahin wollte er einen Entschluss gefasst haben: unter der Brücke durch oder doch raus aus dem Bach. – Hätten die Leute doch nur nie von den Ratten erzählt.
Sonntag, 13. April 2008
matera, basilikata, eine reise durch sueditalien
"matera, basilikata, eine reise durch sueditalien" vollständig lesen
Mittwoch, 20. Februar 2008
Seelenwanderung (Hansgeschichten)
Sobald er in den Wald kam wurde es kühl. Zuerst spürte er die Kühle im Gesicht, dann an den nackten Armen und dann um die Beine, die auch nackt waren. Am liebsten ging er, wo kein Weg war. Er stellte sich dabei vor, dass hier noch kein Mensch vor im gegangen war.
Dort, wo er am liebsten ging, reichte das Farnkraut bis zu den Hüften und kitzelte beim Gehen an den nackten Beinen. Oder er ging über einen dicken Teppich aus Tannennadeln, der einen harzig-süßen Duft verströmte. Oder er ging in eine Schonung hinein, wo junge Birken standen und gelbes Gras in dicken Büscheln wuchs, über die man stolpern konnte.
Dort, wo er am liebsten ging, war es ganz still. So still, dass er die Stille hören konnte. Kein menschliches Geräusch drang bis an diesen Ort. Dort, wo er am liebsten ging, hörte er das Kreischen der Mäusebussarde, die paarweise über ihm und über dem Wald ihre Kreise zogen. Er wusste, dass es mehrere waren, denn er wusste, dass Mäusebussarde fast nie alleine flogen und sich ein Leben lang treu blieben. Überhaupt wusste er viel über den Wald und die Tiere. Er hatte sein Wissen nicht nur aus Büchern. Er würde es später seinem Sohn erzählen, falls er einen Sohn haben würde. Er würde ihm die Stellen zeigen, wo die Bussarde flogen oder die Waldohreulen anzutreffen waren oder der große Buntspecht mit dem scharlachroten Fleck auf dem Kopf. Er war sich sicher, dass er immer in den Wald gehen würde, auch später, wenn er erwachsen wäre. Er konnte sagen, dass er es liebte und immer lieben würde.
Besonders liebte er es im Sommer, wenn es stickig war und schwül. Denn dort, wo er am liebsten ging, kam das Sonnenlicht nur fleckenweise hin und die Blätter der jungen Buchen fächerten einem noch Kühle zu. Er liebte es auch im Schatten eines bestimmten Eichenbaumes zu liegen und dem Singen der Blaumeisen zuzuhören, oder auf einen Hochstand zu steigen und sich die Welt von oben anzusehen.
Er liebte es auch, am Bahndamm entlang zu gehen, wo die süßen Brombeeren im August reif waren und es machte ihm nichts, dass die Sonne brannte und die Dornen beim Pflücken die Haut ritzten und es auf den Armen und an den Beinen zu jucken begann und dann zu brennen.
Er liebte es auch, oben auf dem Bahndamm zu gehen, die Gleise entlang zu sehen, endlos geradeaus in die eine und in die andere Richtung, bis er nur noch ein Flimmern der Hitze am Ende sah. Und manchmal fand er einen toten Bussard, der vor den Zug geflogen war und der nur das Genick gebrochen hatte und schlaff wie schlafend neben den Schienen im schwarzen Schotter lag; wunderschön und tot und noch edel im Tode und manchmal noch warm. Und dann mochte er den Vogel nicht begraben, denn er war zu schön in seinem braungesprenkelten Federkleid, zu schön der gelbe Schnabel und die gelben Greife zu Dolchen gebogen, zum Töten, zum Überleben. Er dachte, dass es besser gewesen wäre, der Zug hätte ihn in Stücke gerissen, dann wäre es leicht gewesen, sich von seinem Anblick zu lösen.
Als er die Wege ging, die er am liebsten ging, war er ein Junge gewesen. Er ging im August, wenn es nach Sommer roch, im Herbst bei klarem blauem Himmel, an Wintertagen über zugefrorene Pfützen, die beim Darübergehen krachten. Er ging auch, wenn er woanders war, wenn er träumte, mit geschlossenen oder mit offenen Augen, wenn er auf seinem Zimmer war, beim Essen am Küchentisch saß, auf dem Schulweg, oder wenn er an einen Beruf dachte, oder in den Ferien, oder vor dem Einschlafen und im Fieber.
Er ging die Wege immer und immer und er wusste, dass ein Weg, den er einmal gegangen war, und den er wieder ging, niemals dergleiche war. Er wusste auch, dass es noch viele Wege gab, die er ausprobieren wollte. Er wollte sie alle gehen. Alle allein. Allein war man frei, jeden Weg zu gehen.
Montag, 3. Dezember 2007
Loi Krathong
Vor-vor-letzten Samstag begingen die Thailänder ihr traditionelles Loi Krathong Fest. Jedes Jahr, zum Ende der Regenzeit, wenn der letzte Vollmond des Jahres am Himmel steht, versammeln sich nach Einbruch der Dunkelheit an allen Bächen, Flüssen und Seen, selbst an den Stränden der Andamanischen See oder des indischen Ozeans die Menschen. Sie bringen kleine Nester zu Wasser, geschmückt mit Blumen und Kerzen. Und so treiben hunderte von kleinen Schiffchen im Kerzenlicht auf den Wassern dahin. Ein Anblick, der wenn man ihn das erste Mal sieht, so fremd ist und so schön. So fern und so vertraut, dass einem das Herz ganz weit und warm wird.
Wie viele der thailändischen Bräuche stammt auch dieses Fest vermutlich aus Indien. Doch die Thais, das stolze Volk der Freien, wie sie sich nennen, adaptiert alles von außen Kommende in irrsinniger Geschwindigkeit. Mit den Kerzen verehrten sie fortan ihren Buddha, der in den „fließenden (loi) Nestern (krathong)“ meist auch noch verschiedene Räucherstäbchen mitbekam.
Doch praktisch veranlagt, wie die Thais in Allgemeinen sind, entwickeln sie aus importierten Vorgängen ihre eigenen Rituale. So fällt auch die erste Bananenernte des Jahres auf das Ende der Regenzeit. Aus den Blättern und Strünken der Bananenstauden basteln sie ihre Krathongs, die kleinen Flöße, Körbchen oder Nester und schmücken sie mit Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen. Aber auch ein kleiner persönlicher Nutzen muss schon sein. So geben die Thais ihren Nestern auch kleine Zettelchen mit. Dort schreiben sie ihre Sünden auf, ihre Laster, oder die typischen kleinen Bosheiten und geben sie dem Wasser mit. Eine elegante Art der persönlichen Absolution.
Komisch, dachte ich letzten Samstag, als mir das „Lichterfest“ gerade bewusst wurde. So viele Feste importieren wir aus den USA - oder reimportieren sie wieder. Muttertag oder Halloween sind solche Produkte. Aber selbst in Zeiten, wo schon fast jeder mal Urlaub im thailändischen Mallorca - Phuket - gemacht zu haben scheint, werden die thailändischen Feste hierzulande noch gar nicht begangen. Das müsste doch eine Marktlücke für ausgefuchste Trendmacher sein. Passt doch das Lichterfest wunderbar in unsere stille Zeit und selbst das lärmende Songkran, das bekanntere Wasserfest zum thailändischen Neujahr, fällt bei uns günstigerweise in den Frühling.
Würde ich Tees verkaufen oder Kräuter, ich würde die Idee der Krathongs schon importieren. Nicht die Bananenblätter vielleicht, aber eine gewaltige Zubehörindustrie ließe sich aufbauen. Wer abseits der touristischen Pfade in Thailand Loi Krathong erleben will, sollte sich zum Frühstück mit Thais an einen Tisch setzen. Schon bald kommen die ersten Verkäufer vorbei. Mit Blumensträußen, duftenden Orchideen, Blättern und Blüten, dass es eine Pracht ist. Nicht das Styroporzeug, das inzwischen in den Touristenzentren als fertiges Nest verkauft wird. Nein, alles bringt eine unglaublich füllige Natur einzeln auf den Tisch.
Dann wird man eingeladen, mitzumachen. Unter großem Palaver und Gelächter werden die ersten Nester geflochten und im eilig herbei gebrachten Eimer getestet. Natürlich gibt es etliche Tauchgänge und Schlagseiten. Doch mit umso größerem Eifer, wird an den Konstrukten gearbeitet. Es ist unglaublich, wie schnell so ein falsch gebasteltes Körbchen untergehen kann. An einen so schnell und kurzweilig verbrachten Tag, wie meinen ersten Krathong-Basteltag kann ich mich kaum erinnern. Ich denke, zum Schluss bastelten über 20 Leute an unserem „Frühstückstisch“.
Das fiel mir ein am Samstag, als ich in einen grauen Novembernachmittag schaute. Und ich ließ ein kleines Teelicht, das ich in einen Kranz aus Palmenblättern gestellt hatte, in einer Pfütze auf meinem Balkon schwimmen. Und ich gab dem Kerzenlicht die schlechten Gedanken dieses Jahres mit.
Sonntag, 11. November 2007
Die bleichen Berge
Wir waren jetzt in Bozen. Unser Hotel war alt und gut in Schuss. Die Zimmer waren neu und ziemlich gemütlich. Ich kaufte mir einen Hut bei Rizzolli, der ältesten Hutmacherei in der Stadt. Den Hut wollte ich zukünftig beim Fischen tragen.
Seit heute regnete es. Wir spazierten durch die Altstadt und verzogen uns in eine Weinklause, wo wir uns an einen Tisch setzten, an dem schon Einheimische saßen. Der Wirt war ein Italiener; etwas mürrisch, aber den Wein, den er uns brachte, konnte man sich gefallen lassen. Es war ein Lagrein und seine Farbe war Dunkelrot und er schmeckte ein bisschen wie reife, schwarze Süßkirschen. Wir aßen verschiedene mit Olivenöl beträufelte Brote dazu; warmes, krosses, duftendes Brot. Scheiben von Tomaten, gehobelter Parmesan, frisches Basilikum, salzige Sardellen. Die Brote pfefferten wir grob aus der Mühle, bis uns der Schwarzpfeffer scharf in Nase stieg.
Die Stunden nach der Mahlzeit verbrachten wir auf unserem Zimmer. Wir machten es uns gemütlich und dann schliefen wir ein.
Als wir zum Abendessen aufbrachen, regnete es nicht mehr. Aber da die Wolken den Himmel ganz bedeckten war es grau und trist in den Straßen. Auf dem nassen Pflaster spiegelte sich das Licht aus den Häusern. Und weil die Läden geschlossen waren, waren auch keine Leute unterwegs. Es war die Zeit zwischen dem Nachmittag und dem Abend. In einer Auslage auf der anderen Seite der Straße sahen wir Licht. Angezogen von dem warmen Licht gingen wir hinüber. Bücher! Wir fragten den Mann, der uns begrüßte, ob es auch deutsche Bücher gäbe. Wir sahen sein freundliches Nicken und waren froh über unsere Entdeckung: Ein Laden voller Bücher an einem grauen Bozner Spätnachmittag. Eine ganze Weile stöberten wir herum. Es gab einfache braune Holzregale und ein rotes Sofa. Die Bücher waren nach Ländern sortiert und die Regale mit kleinen, weißen handgeschriebenen Zetteln markiert: spanische Autoren in spanischer Sprache, italienische in italienischer, französische in französischer, polnische in polnischer, deutsche in deutscher und so weiter. Natürlich gab es auch Übersetzungen. Ich kaufte ein Buch von Francisco Coloane, Feuerland. Außerdem ein Literaturmagazin. Das Magazin versprach eine Zeitschrift für brauchbare Texte und Bilder zu sein. Der Laden war wirklich gut sortiert und wir blieben bestimmt an die zwei Stunden.
"Die bleichen Berge" vollständig lesen
Donnerstag, 6. September 2007
Ein großes und ein kleines Hotel (Hansgeschichten)
Der Himmel hatte die Farbe des Sees, und die Berge hatten die Farbe des Sees, und der Hafen war in ein bleigraues Licht getaucht. Hans hatte am Fenster gestanden und über ein Meer von roten und braunen Dächern zum See geblickt. Die Kirchturmuhr hatte neun Uhr geschlagen. Fenster, die weit offen standen, ließen den Tag hinein und die Nacht hinaus. Nach dem Duschen waren sie hinunter in den Hof gegangen. Der Hof hatte die Farbe des Südens. Über dem Hof war der Himmel blau, und in dem Himmel über dem Hof sahen sie die Mauersegler fliegen.
Nach dem Frühstück gingen sie die Gasse entlang. Ladenbesitzer kamen und sperrten ihre Geschäfte auf. Das war der Morgen.
Am Mittag hatte sich der Nebel verzogen und in der Sonne war es nun schon fast zu heiß. In den schattigen Gassen war es kühl und vom See streifte ein leiser Wind den Berg hinauf und schmeichelte angenehm auf der Haut. Hans ging zum See hinunter. Das große Hotel musste direkt am See stehen. Hans hatte nichts, als ein paar Bilder im Kopf: alte Fotografien zeigten ein imposantes Bauwerk, das wie ein gestrandetes Kreuzfahrt-Schiff auf einem inselartigen Hügel lag. Von da aus machte sich ein Garten breit, der bis zu einer Uferpromenade reichte. Aus der Erinnerung waren jetzt auch die Menschen zu sehen, die die Uferpromenade entlang schritten, die von kleinen und großen Palmen bestanden war. Die Damen trugen lange Kleider und kleine Schirme zum Schutz vor der Sonne. Die Herren trugen steife schwarze Hüte und grüßten die entgegenkommenden Paare, indem sie den Hut lüfteten. Hans schaute nach links und nach rechts. Er war sich nicht sicher, wo er suchen sollte. Er sah aber aus der Entfernung eine Art Hügel, auf dem ein Haus gestanden haben konnte. Er erkannte eine Uferpromenade, die etwas in den See hinaus gebaut worden war und auf der kleine und große Palmen standen. Er hatte sich den Platz viel größer vorgestellt. Aber sogar die alte Tabakfabrik, die nur wenig dahinter am Seeufer zu sehen war, war sicher größer gewesen, als das große Hotel, das jetzt nicht mehr da war.
Am Abend hatten sie die Terrasse ihres kleinen Hotels ganz für sich. Es war jetzt zehn Uhr. Hans hatte die Glockenschläge der Kirchturmuhr gezählt. Der Wirt brachte Cappuccino und Grappa. Leute kamen die Gasse herauf und herunter und plauderten und lachten. Im Ristorante gegenüber sang einer, der zum Singen bestellt worden war, das Lied von Zucchero, dass sie gerade immer im Radio spielten. Die rothaarige Bedienung räumte die Tische ab, die um sie herum standen. Auf den Tischen lagen weiße Tischdecken und auf einem Tisch stand eine Vase mit weißen und orangefarbenen Schwertlilien, die einen schweren Duft verströmten. Die Luft war angenehm abgekühlt und lag wie kühle Seide auf der Haut. Die Küche hatte bereits geschlossen. Die Rothaarige war klein und flink und als sie die Teller, Gläser und Bestecke einsammelte, sang sie eine Melodie dazu. Der Wirt, der den Jazz liebte, drehte die Musik lauter und eine schwarze Stimme sang einen Blues. Jeder, der die Gasse entlang kam, schaute herüber. Später spielte gegenüber im Ristorante eine Trompete ein schnelles Stück. Der Sänger, der den Song von Zucchero nachgesungen hatte, machte eine Pause, denn eine Zeit lang war jetzt das schnelle Trompetenstück zu hören. Dann hatte Viktor, der junge Koch, an einem Tisch im Inneren des kleinen Hotels Platz genommen. Er schrieb einen Text mit zwei Fingern auf einer elektrischen Schreibmaschine. Die Rothaarige, die jetzt hinter dem Schanktisch Gläser spülte, fragte ihn etwas auf Italienisch. Er antwortete, und Hans verstand, dass er nichts geschäftliches, sondern etwas privates schriebe.
„Ting, ting, ting”, scherzte die Rothaarige zum Koch hinüber, der ting-ting-ting auf seiner Schreibmaschine machte. Dann setzte sich die Rothaarige an einen runden Tisch neben eine bella signorita und trank einen Campari, dessen Rot dem Rot ihrer Haare ähnlich sah. Auf den jungen Koch wartete die bella signorita, die ihre Lippen mit einem Lippenstift bearbeitete.
Der junge Koch war fertig mit Tippen und schob einen Stuhl an den runden Tisch. Er hatte Tanzmusik aufgelegt, wie man sie in den Clubs spielte und brachte sich in Stimmung. Die Musik gefiel auch der rothaarigen Bedienung. Sie saßen noch kurz zu dritt an dem runden Tisch. Dann wünschte man sich eine gute Nacht.
„Buona notte” sagte die Rothaarige und machte sich auf den Nachhauseweg.
„Buona notte”, sagten die beiden anderen. „Buona notte, ciao, a domani, ciao.”
Die Rothaarige verließ fröhlich die Runde und sang eine Melodie, als sie die Gasse hinauf ging. Der Koch und seine Freundin machten sich auch auf den Weg in die Nacht. In der anderen Richtung verschwand die Rothaarige singend in der Dunkelheit, und die Dunkelheit hatte die Farbe des Sees.
Samstag, 26. Mai 2007
Der heißeste Tag unter der Sonne (Hansgeschichten)
Die Nacht war warm wie bei ihm zuhause so mancher Tag nicht war und er schwitzte und der Schweiß sammelte sich am Kinn. Er lag auf dem Rücken nackt auf dem Bett und roch sich selbst. Das Laken war warm am Rücken, am Po und an den Rückseiten der Beine, und der ganze Körper war klebrig und kühl vom Schweiß. Es war ein heißer Tag gewesen und den ganzen Tag war er gegangen. Als er so ging hatte der Körper nur einen ganz kleinen Schatten auf den Asphalt geworfen. Es war heiß, heiß, heiß gewesen. Er hatte geschwitzt unter der Kappe und der Schweiß war ihm über die Stirn und in den Nacken gelaufen. Die Straße war heiß und der Weg hinab zur Küste war staubig gewesen. Er lag auf dem Bett und er schloss die Augen und der Staub klebte an seinen Waden als er jetzt ging und hatte sich mit dem Schweiß vermischt. Der Aufstieg war steil gewesen und fast ohne Kurven. Der Weg war ein Weg und gleichzeitig eine Feuerschneise gewesen. Rechts des Weges waren die Hänge baumlos. Einzelne schwarze Stümpfe ragten aus Knie hohem Grün empor. Auf dieser Seite, die zum Meer abfiel, hatte das Feuer den Wald zerstört, hatte sich den Berg hinauf gefressen und war erst durch die Schneise gehindert worden, weiter nach oben zu steigen. Baumnachwuchs, so bemerkte er, fehlte ganz. Auf der linken Seite des Weges war Pinienwald. Der Wald war ohne Unterholz und die Bäume wuchsen in regelmäßigen Abständen aus einem grünen Teppich heraus.
Oben auf dem Berg war eine Funkstation, die den gesamten Flugverkehr nördlich von Rom überwachte. Hans nahm die Kappe vom Kopf und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Seine Haare waren auch nass, und wo der Rucksack auflag war das T-Shirt nass und als er den Rucksack ablegte, um die Wasserflasche herauszuholen, strich ein Luftzug über seinen nassen Rücken und er spürte die Kühle vom Meer. Die Hitze war erträglich gewesen, denn er war noch nicht sehr lange gegangen. Aber der Aufstieg hatte es in sich gehabt, war steil gewesen und ganz ohne Schatten. Als er getrunken hatte wurde sein Kopf heiß und der Schweiß schoss ihm aus den Poren. Er fluchte, weil er sein Halstuch vergessen hatte und er sich den Nacken verbrennen würde. Er fluchte, dass er nicht früher losgegangen war und er fluchte, dass er überhaupt losgegangen war und er fluchte auf die Schwüle und auf den Scirocco, der feucht und heiß von Nordafrika herüberwehte. Er wünschte sich das Ende des Weges herbei und sah zurück und ganz weit entfernt die roten Dächer von Capoliveri. Als er den Pinienwald erreichte, holte er die Karte heraus und setzte sich auf einen Stein. Er trank nur einen Schluck und steckte die Karte wieder zurück. Die Luft roch würzig, wie ein Badezusatz und es war ganz still. Er sah sich um und erblickte durch das grüne Dach den blauen Himmel. Es war ein guter Platz.
Später, als er an eine Wegkreuzung mit einem kleinen Hügel an der Seite kam, stieg er die wenigen Meter den Hügel hinauf und blickte in eine grüne Pfütze, die einmal ein Wasserreservoir gewesen war. Ab jetzt glaubte Hans nicht mehr, dass der Weg besser werden würde oder dass es Schatten gäbe oder dass er die Wasserflasche auffüllen könnte. Es gab bestimmt mehr als einen Weg hinab zur Küste. Noch andere Wege waren von der Kreuzung abgegangen, deren Verlauf er aber nicht verfolgen konnte. Auf dem Weg lag Geröll und große und kleine Steine lukten aus dem von der Sonne zu Stein gebackenen Lehmboden. Hans versuchte die beste Gehspur zu finden, rutschte auf dem Geröll, ging einen Zickzackkurs und suchte den Schatten einzelner Bäume. Hinter ihm war nichts als Staub und vor ihm nichts als Hitze. Nach jeder Serpentine erhoffte er das Blau des Meeres zu sehen. Er trank das letzte Wasser und legte den Kopf weit in den Nacken, bis die Sonne ihn heiß blendete und die Flasche auf den letzten Tropfen geleert war. Er war jetzt ständig bergab gegangen. Seine Schienbeine schmerzten davon und die großen Zehen taten vom Anstoßen weh. Der Weg würde ihn bis ganz hinunter zum Meer führen und er wusste, dass er das alles später wieder hinaufgehen müsste.
Gerade bevor er das Meer sah, entdeckte er den Helm eines Reiters am Weg. Der Reiter hatte den Helm bestimmt noch gesucht, aber der Helm hatte die helle Farbe getrockneten Lehms und war vom Boden kaum zu unterscheiden. Das Kinnband war abgerissen und innen war der Helm mit roter Seide gefüttert. Hinten war eine kleine, schwarze Schleife. Der Größe nach musste es der Helm eines Mannes gewesen sein. Hans nahm den Helm auf und solange ihn die Gedanken an den Reiter ablenkten, dachte er nicht an den Weg, der noch vor ihm lag und an die Hitze und an den Durst. Hans sah auf das Meer, das unter ihm auf die felsige Küste rollte. Er dachte an Schiffbrüchige, die im Meer trieben und ohne Trinkwasser waren, und die verrückt würden bei dem Gedanken, dass sie von unendlich viel Wasser umgeben waren, und das sie verdursten würden oder ertrinken.
Er kam an eine Staubpiste, auf der auch Autos fahren konnten, die zu einem kleinen Strand wollten. Auf dem Strand, der nur wenig besucht war, sah Hans einen Mann in weißem T-Shirt und Badehose, der den Strand mit einer Harke von Treibholz säuberte. Hans ging hinunter. Der Strand gehörte zu einer Bar. Vor der Bar war ein Parkplatz mit Bäumen unter denen Autos standen, die vollständig von einer weißen Staubschicht bedeckt waren. Hinter der Bar war eine Terrasse mit sauberen Holztischen und grünen Stühlen. Hinter der Terrasse war das Meer, das hier sanft auf den Strand rauschte. Hans ließ sich eine Flasche Wasser bringen und sah auf das Meer. Das Meer war herrlich blau. In der Bucht lagen Segelboote mit Masten, die bis in den Himmel reichten.
„Mangiare?” fragte der bullige Typ mit schwarzem Kinnbart, der bediente.
Hans sagte: „No, grazie”, und dachte an nichts. An weniger als nichts und schon überhaupt nicht ans Essen. Er trank Glas für Glas und als die Flasche leer war, dachte er an das letzte Stück und an das Ziel und fühlte sich gut.
Das letzte Stück war Asphalt. Eine gewöhnliche Straße, die vom Meer über einen tiefer liegenden Ortsteil hinauf und zurück nach Capoliveri führte. Ein übles Stück Weg. Hans ging wie mechanisch über den heißen Asphalt. Nicht stehen bleiben und drüber nachdenken, dachte er jetzt. Eine Schlange, die überfahren worden war, klebte trocken und dünn wie Pergament auf dem Asphalt. Die Luft kochte und seine Hände waren angeschwollen. Die Füße schmerzten und fühlten sich ganz heiß an und dick. Hans ging und kam an einem Lastwagen vorbei mit grünen, glänzenden Wassermelonen wie Fußbälle so groß. Er hätte eine genommen, es war aber niemand zu sehen und er hatte auch kein Messer.
Nachdem er eine weitere Ewigkeit gegangen war konnte er endlich die ersten Häuser sehen. Alle Läden und Türen waren geschlossen wegen der Sonne. Auf einer Bank vor einem der Häuser saß ein alter Mann. Er rief Hans etwas zu und Hans, der ihn bestimmt nicht bemerkt hätte, weil er zu weit von der Straße entfernt vor seinem Haus saß, wusste nicht, ob der Mann ihn auslachte oder ihm Mut machen wollte.
„Tropo sole”, hatte Hans verstanden und der Mann hatte gelacht.
Hans sah den Alten, aber sein Gesicht konnte er nicht erkennen. Aber seine Stimme klang, wie die Stimme eines alten Mannes; mit der Erfahrung vieler Sommer.
Hans erwachte. Es war dunkel. Das Fenster stand offen und die Läden waren halb geschlossen vom Tag. Der Raum war stickig und er hörte, wie der Scirocco durch die Bäume strich. Er tastete nach der Wasserflasche und trank und das Wasser schmeckte fahl und war lauwarm. Draußen hörte er die Stimmen des Hotelpersonals und einige Schritte auf dem Asphalt.
Mittwoch, 25. April 2007
Das ungebügelte Wasser (Hansgeschichten)
Als sie den schützenden Hafen verlassen hatten, warf sich ihnen das Meer mit aller Kraft entgegen. Hans stand zum ersten Mal am Steuer des Seglers und versuchte den Kurs zu halten. Es ist gut, am Steuer zu stehen, dachte Hans, weil man dann an nichts anderes denkt, nur ans Steuern. Er hielt das Boot hoch am Wind, der steuerbords vor die Segel drückte und den Segler bis zur Decklinie in Schräglage gebracht hatte. Er kam sich vor, wie auf einem Kutschbock. Die Fahrt ging über Berg und Tal und Hans versuchte seine Furcht und seinen Mut in ein Gleichgewicht zu bringen. Wenn sich der Bug aufbäumte, presste er die Brust nah an das Steuerrad und wenn der Bug in ein Wellental sank, streckte er die Arme und legte den Oberkörper nach hinten. Von Zeit zu Zeit fegte eine Welle über das Boot und von Zeit zu Zeit drückte eine Böe in die gerefften Segel und verstärkte die Krängung des Bootskörpers.
Hans spürte wie die Nase des Seglers gierig war in den Wind zu kommen. Er hatte sein linkes Bein gegen die Innenseite der Bordwand gestemmt. Mit dem rechten Bein versuchte er die Schwankungen des Bodens unter seinem Körper, der in gelbem Ölzeug steckte, auszugleichen. Nach einer Wende ging es umgekehrt. Das rechte Bein wurde steuerbords gegen die Bordwand gestreckt und das linke federte die Auf- und Abbewegungen aus, die das Meer dem Boot diktierte. Nach zwei Stunden hatten Hans Beine angefangen zu zittern.
Der Mann, der Hans mitgenommen hatte, beobachtete die Kompassnadel.
„Halt den Verklicker im Auge, Hans”, rief er. Hans sah zum Masttopp.
Ob er da hinten die beiden Kirchturmspitzen gesehen hätte?, fragte der Mann und wies zum Horizont.
Hans nickte, als habe er die Kirchturmspitzen schon lange im Auge gehabt.
„Da mitten durch”, sagte der Mann.
„Ist das der Hafen?” fragte Hans.
„Medemblik”, sagte der Mann.
„Wie lange noch?” fragte Hans.
„Kommt drauf an”, sagte der Mann.
„Klar”, sagte Hans.
Über das Wasser kam ein Schwarm von Kormoranen in Keilform geflogen. Ein großes Plattbodenschiff mit zwei Masten und rostroten Segeln pflügte durch die graugrüne See und die Gischt schäumte am Bug.
Als der Wind etwas nachgelassen hatte, holte der Mann dem Vorsegel dichter. Er nahm die Winschkurbel und machte eine Umdrehung und noch eine. Die Winsch knarrte.
„Verdammt”, fluchte er, als das Segel mit einem lauten Kreischen einriss. Er gab das Tuch frei, machte ein Zeichen und verschwand im Schiff.
Hans war nun auf sich allein gestellt. Jetzt hieß es aufpassen. Er drehte die Nase des Seglers in den Wind und löste die Großschot wie er es gelernt hatte. Der Großbaum schlug nach Backbord und als die Allegra im Wind stand ließ sie die Segel flattern.
„War wohl morsch”, rief der Mann, der durch die Bugluke aufgetaucht war.
„Kann man ´ne prima Jacke draus nähen”, rief Hans ihm gegen den Wind zu.
Der Mann holte das gerissene Segel ein und stopfte es durch die Luke nach unten. Eine Welle schlug gegen den Bug und der Mann suchte Halt am Vorstag.
„Hol mal das Sturmsegel raus”, wies er Hans an und schloss dabei auch den obersten Knopf seiner Öljacke.
Hans verließ seinen Platz und kletterte in den Bauch des Seglers, bis ganz nach vorn, wo im Vorschiff das Sturmsegel bereit lag. Er schob es durch die Luke nach oben. Die Welle hatte alles nass gemacht.
„Das kleine Sturmsegel reicht bei dem Wetter allemal”, sagte der Mann, der nach oben geklettert kam.
Hans holte das Groß dicht und brachte die Allegra wieder auf Kurs.
Eigentlich habe ich ja das Sagen, dachte Hans. Er stand am Steuer und wer am Steuer stand, gab die Kommandos. Aber Hans dachte nicht daran, Kommandos zu geben. Er dachte nur daran, den Kurs zu halten und dachte nur an das Steuern.
„Gut gemacht”, sagte der Mann. Aber Hans sah nur die beiden Kirchturmspitzen voraus, die schon zum Greifen nah waren.
Mitten durch, dachte er. Er besah sich den grauen Himmel, aus dem weiße Wolken quollen.
„Da kriegen wir noch mal ordentlich Wind”, sagte der Mann.
„Dann geht´s schneller”, sagte Hans.
Der Wind blies jetzt wieder stärker und brachte auch Regen.
„In Böen sechs bis sieben”, sagte der Mann.
„Wie lange noch?” wollte Hans wissen.
„Schätze zwei Schläge noch.”
„´Ne Stunde, was?” sagte Hans.
„Kommt drauf an.”
„Klar”, sagte Hans.
Die Kirchturmspitzen waren gewachsen. Der Außenhafen kam in Sicht. Vor dem Grau des Himmels schienen die weißen und silbernen Maste zu leuchten.
„Da ist die Hafeneinfahrt”, sagte der Mann, „wir wollen in den Innenhafen.”
Der Wind war abgeflaut, die Wellen waren zu einem sanften Wiegen geworden. Der Mann hatte die Segel eingeholt und den Diesel gestartet. Das leise Klopfen des Motors klang Hans vertraut. Es erinnerte ihn an das Knattern der Segel bei mäßigem Wind.
Der Hafen war in ein sanftes, rötliches Licht getaucht. Ein Rot wie von billiger Brause. Es roch nach einem guten Abendessen. Hans fühlte sich gut. Das war nicht ohne, dachte er, und betrachtete die kleinen roten Backsteinhäuser, die dicht am Hafenbecken standen. Nur eine schmale Straße trennte sie von den Anlegern. Mannschaften machten ihre Boote fest. Andere streiften in Gruppen die Straße entlang und waren bester Laune. Große und kleine Boote lagen in Päckchen rechts und links an der Kaimauer.
Hans steuerte das Boot unter den Augen des Mannes bis zu einer Brücke. Die Ampel schlug auf Grün und die Brücke wurde hochgeklappt und der Mann, der Hans mitgenommen hatte, grüßte zum Hafenkontor hinauf.
„Lass mich jetzt mal ans Steuer”, sagte er, „geh du mal zum Hafenmeister.”
Hans sprang von Bord und drehte sich um. „Wie lang ist unser Schiff.”
„Zehn Meter siebzig”, sagte der Mann.
Auf den Booten rechts und links saßen Segler und redeten und tranken und lachten.
Hans kam zurück. „Steiger C 4”, rief er dem Mann entgegen, der die Achterleinen festzog.
Hans blieb auf dem Steg stehen und prüfte den Sitz der Vorleine. Das Holz, aus dem der Steg gebaut war, knarrte.
„War nicht ohne”, sagte der Mann, als er vom Boot sprang. Ohne Ölzeug war er viel beweglicher.
„Ja, wie auf Pudding”, sagte Hans.
Der Mann lachte. „Hunger, Hans?”
„Und wie”, sagte Hans, „und Durst.”
„Wir wollen auf den Tag trinken”, sagte der Mann.
„Ja”, sagte Hans, „das wollen wir.”
„War das das erste Mal?” fragte der Mann, dem jetzt das Heineken schmeckte.
„Das erste Mal auf so ´nem ungebügelten Wasser”, sagte Hans.
„Nicht schlecht für den Anfang”, sagte der Mann.
„Ja”, sagte Hans, „für´n Anfang gar nicht so schlecht.”
Unter dem Tisch zitterten Hans Beine.
Mittwoch, 28. März 2007
Nur eine Erfrischung (Hansgeschichten)
Hans war einige Male um das Boot geschwommen. Zuerst war er dicht bei der Badeleiter geblieben und als er sich gewöhnt hatte, war er in immer größeren Kreisen um den Bootskörper geschwommen. Das Wasser schmeckte salzig am Morgen und er spürte wie es salzig in den Augen brannte. Von der Badeleiter aus hatte Hans die Ankerkette auf dem Sand liegen sehen und über dem Kraut hatten Fischschwärme gestanden, kleine silberne Fische und größere, graue mit einem weißen Streifen, der vor der Schwanzflosse herumging.
Auf den gelben Felsen am Ufer waren ein Mann und eine Frau in Badekleidung zu sehen. Die Frau hatte die Hände in die Hüfte gestemmt. Der Mann schütze mit einer Hand die Augen vor der Sonne und wies mit der anderen auf Hans. Hans schwamm ein Stück auf sie zu. Das Wasser war ganz glatt und trug sehr gut. Hans wäre gerne nackt geschwommen, aber er hatte niemanden gesehen, der nackt geschwommen war. Er schwamm bis ihm kühl wurde.
Hans war wieder auf das Boot gestiegen und saß jetzt unter dem Bimini, das ihn vor der Sonne schützte. Er blickte in den Himmel, der blau und wolkenlos war, und bog sich über die Bordwand weit nach hinten, bis er alles auf dem Kopf sah. Das gekräuselte Wasser war jetzt oben, darunter war der gelbe Fels, darunter hingen die Bäume am Fels und unter allem war der Himmel. Der Himmel war jetzt das Wasser, die Bäume waren die Felsen, die Felsen die Bäume und das Wasser war der Himmel.
Hans dachte, wenn man nur die Welt verkehrt herum sah, dann waren die beiden am Ufer jetzt Fledermäuse. Man musste die Welt nur verkehrt herum sehen, dachte er, und die Menschen würden zu Fledermäusen.
Sie konnten nur in eine Richtung fliegen. Nacheinander flogen sie in das gekräuselte Wasser, das jetzt der Himmel war.
Hans wurde unwohl bei dem Gedanken, die beiden könnten zu Fledermäusen geworden sein.
Montag, 12. März 2007
Ein Tag mit Wind und Sonne (Hansgeschichten)
Es klang wie Sturm, aber der Himmel war auch blau. Nur an den schnell ziehenden Wolken war zu sehen, dass es mindestens die Ausläufer eines Sturms sein mussten. Der Wind blies direkt in den Hafen hinein und strich über die Wanten, wie ein Bogen über die Saiten eines Cellos. Hinausgefahren war niemand und alle waren mit Decksarbeiten beschäftigt oder kamen von ihren Einkäufen zurück. Die großen Wolken, getrieben vom Wind, warfen große schwarze Schatten auf die bewaldeten Hügel ringsum. Die See war ganz grün und noch in der Bucht mit weißen Schaumkronen betupft. Die großen Silbermöwen standen gegen den Wind, buchstäblich am Himmel klebend, immer darauf aus, im Flug von den Booten ein Stück Brot zu ergattern.
Die Julisonne hatte Hans den Nacken verbrannt. Durch den Wind war es immer kühl gewesen und er hatte nicht gemerkt, wie ihm die Sonne auf den Nacken gebrannt hatte. Die Haut brannte wie Feuer und am Abend würde sie noch mehr brennen, wenn es dunkel geworden war. Hans dachte an Schatten. Vom Festland kommend hatte er am Tag zuvor den Kranz der ockerfarbenen Häuser erblickt und er drehte sich jetzt nach den Häusern um und suchte nach einem Zugang, der in die Oberstadt führen würde. Er durchschritt einen Torbogen und der Wind war augenblicklich nicht mehr zu spüren. Als er wieder ins Licht trat, sah er die Häuser, die ihm jetzt mehr gelblich erschienen; sie hatten grünen Fensterläden, die um diese Zeit fast alle verschlossen waren. Wäsche flatterte vor den Fenstern der oberen Stockwerke. Die Mittagshitze hatte jedes städtische Leben von den Straßen gebrannt. Die Geschäfte hatten geschlossen und ihre Besitzer hatten sie mit Gittereisen oder schweren Holzläden verriegelt. Die Straßen waren schmal und mit unterschiedlichen Steinen bepflastert. Es gab Flächen, die mit handtellergroßen Steinen belegt waren. Sie waren quadratisch gehauen, grau und grob. Andere Flächen waren mit größeren Steinplatten belegt, die so blank gescheuert waren, als habe man sie mit Speck eingerieben.
An einem großen Platz, auf dem Autos parkten und auf dem im Zentrum ein bronzenes Denkmal mit den Worten AI SUOI EROI CADUTTI PER LA PATRIA an die Helden des IV NOVEMBRE MCMXXII erinnerte, war eine Bar geöffnet. Auf der Terrasse der Bar war niemand. Der Wind hatte einen aufgespannten Sonnenschirm zerlegt. Ein anderer, der noch geschlossen war, war umgefallen wie ein Baum. Niemand war da, der sich kümmerte.
Sonntag, 25. Februar 2007
Wasserballett (Hansgeschichten)
Hans sah zum Strand hinüber. Die gelben Sonnenschirme hatten sich gerade ganz schmal gemacht. Die grünen Sonnenschirme waren noch aufgespannt, aber nicht mehr alle. Das Boot schwoite um den Drehpunkt der Ankerkette herum. Die tiefstehende Sonne kam jetzt genau von vorn. Wenn Hans sich umdrehte, öffnete sich der Blick aufs Meer. Wenn er sich wieder zurückdrehte, stand die Sonne genau über der Bucht und über der schwarzen Hügelkette, wo unterhalb der Strand lag, an dem den ganzen Tag gebadet worden war. Das Radio meldete jetzt kurz nach achtzehn Uhr: Station Grosseto: heute, zwölf Uhr, 29 Grad. Das Radio brachte das Wetter jeden Tag um diese Zeit und jeden Tag mit der gleichen Monotonie in der Ansage.
In der Bucht hatte höchstens eine Handvoll Boote Platz. Ihr Boot lag seit Mittag vor Anker. Die Zeit bis zum Abend hatten sie sich mit schwimmen, schnorcheln und Dingi-Fahren vertrieben.
Am Abend holten sie den Anker ein und brachten das Boot in eine andere Position. Ein sachter Wind spielte mit dem Boot, drehte es immer wieder herum und wieder zurück und wieder herum; es war nervös, wie eine Kompassnadel. Die Sonne stand bald genau im Westen. Am Strand waren jetzt alle Sonnenschirme zugeklappt; die gelben und die grünen. Von den anderen Booten schwebten leise Stimmen über das Wasser heran.
Lange nachdem der Mond aufgegangen war, war das dumpfe Grollen der Fischerboote zu hören. Sie fuhren unter dem vollen Mond auf der scharfen Kante des Meeres von der einen zur anderen Seite der Bucht, weit draußen, als kleine, weiße Lichtpunkte, sammelten sich an einer Stelle und verschwanden um die Landzunge herum und waren auch nicht mehr zu hören. Der Mond hatte seine Farbe von rot-orange nach weiß gewechselt und die Lichterkette der Fischerboote kam wieder hinter der Landzunge hervor. Die Boote verharrten eine Zeit lang in einer bestimmten Position. Das Mondlicht teilte die Bucht und die Fischerboote standen in der einen Hälfte. Der Wind hatte gedreht und das Meer schickte keine Motorengeräusche mehr herüber. Die Fischerboote standen paarweise oder zu dritt. Der Mond stieg schnell.
Die ankernden Boote ringsum hatten ihre Topplichter gesetzt und kreiselten um ihre Drehpunkte. Die Fischerboote rückten dicht zueinander. In das äußere Boot kam Bewegung und es querte in schneller Fahrt die Lichtpunkte der übrigen Boote. Der Mond stand jetzt höher, als die Topplichter der ankernden Boote. Das Fischerboot, das die anderen Boote gequert hatte, war hinter der Landzunge verschwunden.
Schwell kam auf und die ankernden Boote begannen zu schaukeln. Eines der Fischerboote stand jetzt direkt in den Reflexionen, die der Mond auf die Meeresoberfläche zeichnete. Auf dem Nebenboot war eine Person auszumachen, die den Anker kontrollierte.
Nach Mitternacht kam noch mehr Schwell und das Schaukeln der Boote nahm zu. Die Buglage der Boote zeigte an, dass der Wind jetzt aus südlicher Richtung in die Bucht hinein blies. Das Fischerboot, das die Gruppe der anderen Boote von links nach rechts gequert hatte, war hinter der Landzunge hervorgekommen und motorte als Lichtpunkt an seine alte Position; und als es an Fahrt aufnahm, war da auch das Grollen des Motors zu hören.
Der Wind hatte zum wiederholten Male gedreht und kam jetzt aus nördlicher Richtung und nicht mehr vom Meer. Der Mond hatte die Topplichter der Boote um eine Mastlänge überstiegen. Das Meer reflektierte das Mondlicht immer mehr als breiten Punkt. Auf den unbewaldeten, felsigen Stellen der Hügel lag das Mondlicht weiß wie Schnee. Das Grau des Himmels und das Grau des Meeres begannen miteinander zu verschmelzen.
Von der felsigen Küste war ein leises Anrollen der Wellen zu hören.
Lange nach Mitternacht frischte der Wind weiter auf und der Schwell nahm noch einmal zu. Der Mond hatte fast den höchsten Stand erreicht und leuchtete bereits über der Landzunge steil in die Bucht hinein und strahlte die weißen Bootskörper an. Vom Strand her war Lachen zu hören und von da, wo das Lachen herkam, war ganz klein ein rotes Feuer zu erkennen.
Lange bevor es hell wurde war Hans eingeschlafen. Am Morgen waren die Fischerboote fort und die Sonnenschirme waren alle noch ganz schmal.
Sonntag, 11. Februar 2007
Augenblick 2
Ein weiteres Foto meines Vaters. Es stammt aus den 70ern. Aufgenommen in Japan. Auf einer seiner zahlreichen Geschäftsreisen. Ein weiterer wunderbar eingefangener Augenblick. In meiner Erinnerung für die meine Ewigkeit.
kommentare