Es schwingt über unserem Leben. Schwingt
es stärker nach rechts, dann wird es der Physik
folgen und ebenso nach links schwenken.
Außer, das Pendel ist nicht mehr gerade, sondern
neigt sich, dann hält sich das Pendel verstärkt und
zunehmend auf einer bestimmten Seite auf.
So ist es mit dir im Leben. Du pendelst dich manch-
mal ein. Aber dann schlägst du aus. Ins Glück und
dann zur anderen Seite ins Pech. In die Liebe und
dann zum Hass. Viele Pendel schwingen so bemüht,
um die Ruhe im Gleichgewicht zu finden. Das Alter
lässt die Bewegungen ruhiger werden. Der Ausschlag
des Pendels nimmt ab. Und kommt über der ent-
sprechenden Eigenschaft genau in deren Mitte zur
Ruhe.
Außer die Eigenschaft an sich hat sich verschoben.
Dann kann das Pendel nicht das Gleichgewicht finden.
Es pendelt weiter im Versuch, die Mitte zu finden.
Oder es bleibt tendenziell über einer ausgeprägten
Eigenschaft stehen.
Leider gibt das Pendel Aufschluss über gute und
schlechte Eigenschaften und Verhaltensweisen. Denn
alles, was man verhaltensauffällig macht, scheint in
Bewegung zu sein. Der Mensch sollte um Ausgleich
bemüht sein. Aber das ist er in den seltensten
Fällen. Er geht der Bewegung nach und bringt, wie
auf einer Kinderschaukel, das Pendel weiter und
weiter zum Ausschlagen. Das nennt man dann Eskalation.
Die eigentlich zu verhindern wäre, wenn jemand die
Schaukel bremsen würde. Aber die Arroganz des
Erwachsenseins, gepaart mit dem Halbwissen, lässt
Menschen weiter und höher schaukeln.
Das Pendel unseres Gleichgewichts ist in Bewegung.
In starker Bewegung. Und die Menschheit ist nicht
imstande und bemüht, diese immer stärker werdenden
Pendelbewegungen in den Griff zu bekommen. Das
nennt man außer Kontrolle geraten. Die sich darum
bemühen, die werden nicht erhört. Sie halten die
Entwicklung nur auf. Und die sie aufhalten
könnten, sind gierig, ja süchtig nach der Schaukel.
Und bemerken nicht, in welche Gefahr diese Ausschläge
die Menschen sich und die Natur bringen.
19. Oktober 2004